Filme und Feier

30 Jahre FG-Regionalgruppe Regensburg

Zum dreißigsten Jahrestag der Gründung unserer Regionalgruppe in Regensburg luden wir zu einer Filmreihe mit neueren Dokumentar- und Spielfilmen in die Kinos-im-Andreasstadel ein. Ausgewählt wurden die zwei neuen Dokumentarfilme "La Clave – Das Geheimnis der kubanischen Musik" und "Klimaschutz: Das Beispiel Kuba" sowie "Viva" und "Candelaria – ein kubanischer Sommer".

Unsere letzte Filmreihe war schon eine geraume Zeit her, so dass wir uns auf ein paar neuere Filme freuten. Gerade im Winter bringen ein paar Abende mit kubanischen Streifen etwas Wärme ins Leben. Die beiden Dokus fanden wir – obwohl völlig unterschiedlich – gelungen und inhaltlich informativ. Der vom Klimatreffen München mit Unterstützung der Solidaritätsbewegung gemachte Film zeigt Kuba von einem anderen Aspekt aus: dem Klimaschutz. Er bezieht Stellung und solidarisiert sich mit der sozialistischen Insel. Zu Wort kommen vor allem klimabewegte junge Leute, aber auch Wissenschaftler. Ein Film, den Solidaritätsgruppen gut zeigen können, um mit Klimagruppen ins Gespräch zu kommen.

Beeindruckend auch der zweite Dokumentarfilm um die "Claves", die beiden Holzstöckchen, mit denen in Kuba seit jeher Musik gemacht wird. Ausführlich wird erklärt, wie die Musik auf Kuba entstand. Viele Beispiele werden dabei erläutert, viele Musiker und Musikexperten kommen zu Wort und etliche wunderbare Bilder sind zu sehen. Ich finde den Film ein Geschenk, welches der Filmemacher Kurt Hartel uns und den Besuchern mit seinem Filmteam macht. Wir luden ihn auch nach Regensburg ein und er erzählte uns dabei einiges über das Entstehen des Films. Zudem gab es frische Eindrücke aus Kuba. Schließlich war er erst Ende Januar wieder nach Deutschland zurückgekehrt.

Zu den beiden Spielfilmen braucht man vielleicht nicht allzu viel zu sagen. Manche kennen sie bereits und haben sie noch frisch in Erinnerung, da sie erst wenige Jahre alt sind. Beide behandeln aber auf ihre Art Lebensentwürfe auf Kuba, die sich im Wandel befinden. Die irisch-kubanische Coproduktion Viva besonders, denn er bietet die Ambivalenz eines alten wie neuen Rollenbildes von Männern in Form von Vater und Sohn, die sich nicht grün sind. Besonders die schauspielerische Leistung des jungen Hector Medina sowie den Altmeistern Jorge Perugorría und Luis Alberto García stechen heraus. Sie spielen die Rollen authentisch, einfühlsam aber nicht kitschig.

Der zweite Film, "Candelaria ein kubanischer Sommer", aus dem Jahr 2018 thematisiert das Alter. Die 75jährige Candelaria (Verónica Lynn) und ihr ein Jahr älterer Mann Victor Hugo (Alden Knigth) sind nur noch aus Bequemlichkeit zusammen, doch als sie eine Videokamera finden, verändert sich ihr Leben für immer und ihre Liebe entflammt ein zweites Mal. Ein Film über das, was man aus dem Leben im Alter noch machen kann, wenn man sich nur drauf einlässt und ein wenig ausbricht aus dem Alltag. Compañeros der Gruppe kritisierten den Film im Nachgang ob einzelner Aussagen im Film, in denen fehlendes Vertrauen an der revolutionären Führung des Landes und auch ein wenig an Fidel zum Ausdruck kommt. Diese Kritik wäre ein guter Stoff für eine Diskussion zum Filmschaffen in Kuba überhaupt. So manche Kubafilme zeigen sich kritisch ihrer eigenen Realität und der Politik des Landes gegenüber. Aber sie können eben auch helfen, Probleme und Widersprüche anzusprechen, die man erkennt und gemeinsam verändert. Diskussionen, wie sie die Kubanerinnen und Kubanern wohl täglich führen, aber dennoch ihr mehrheitliches Vertrauen an die Revolution nicht verlieren. Insofern scheinen sie bezüglich einzelner kritischer Szenen wohl auch toleranter, offener und relaxter als mancher hierzulande.

Die Filme waren insgesamt gut besucht, man kam über Kuba wieder ins Gespräch und am Rande boten sich auch vereinzelte übergreifende Kooperationen an. So etwa gibt es in Regensburg seit vielen Jahren das große iberisch-lateinamerikanische Filmfest Cinescultura. Dabei wird nahezu jedes Jahr ein anderes Land, eine andere Gegend aus dem Kultur- und Länderbereich Thema, vielleicht auch mal Kuba. Insgesamt resümieren wir unsere kleine Filmreihe ganz positiv und werden wohl keine 30 Jahre warten bis zur nächsten.

CUBA LIBRE Bernhard Ostermeier

CUBA LIBRE 2-2023